Oft hört man das Zitat “Data is the new oil”, auf Deutsch “Daten sind das neue Öl” im Zusammenhang von Big Data, Machine Learning und dem Technologie-Hype rund um Data Science. Der Ursprung des Zitats ist ein Artikel des Economist in 2017 und lautet im Original “The world’s most valuable resource is no longer oil, but data”. Doch wieso werden Daten und Öl in dem Artikel und vielen folgenden gleichgestellt?
Der Ursprung des Zitats “Data is the new oil”
In der Veröffentlichung geht es vor allem um die dominierenden Firmen im Digitalmarkt Google, Facebook, Amazon, Apple und Microsoft. Gemeinsam seien sie der unanfechtbare Standard in der Welt der Technologie und diese Vorherrschaft ruft Kartellrechtler auf den Plan. Der Vergleich der gezogen wird ist das Verfahren rund um Standard Oil, welches im frühen 20. Jahrhundert vom Supreme Court der vereinigten Staaten als illegales Monopol definiert und in 34 kleinere Unternehmen zerbrochen wurde.
Doch wieso sieht der Autor des Artikels, Kiran Bhageshpur, die Technologie-Giganten auf dem gleichen Weg wie Rockefeller’s Standard Oil in 1911? Die Argumentation lautet, dass die Kontrolle über die Generation von Daten (z.B. Social Media, Suchdaten, Einkaufsverhalten) einen sich selbst-verstärkenden Vorteil sichert: Wenn man als erstes weiß, was passiert, kann man am schnellsten darauf reagieren und sich einen unlauteren Wettbewerbsvorteil sichern.
Ob dieser Wettbewerbsvorteil nun staatlich aufgelöst werden soll oder nicht, dieses Urteil maßt sich der Artikel nicht an. Wofür Kiran jedoch argumentiert ist: Kartellbeobachter müssen “Daten” als Unternehmensgegenstand mit in ihre Überlegungen mit einbeziehen, um ein adäquates Urteil über Monopolbewegungen fällen zu können. Weiterhin argumentiert er für eine Verschiebung des Machtgefälles weg von den Unternehmen als Besitzer der Daten hin zum Produzenten der Daten – also den Menschen, die diese Daten erzeugen.
Daten sind das neue Öl – das Zitat drei Jahre später
Während der ursprüngliche Artikel also “data is the new oil” als Vergleich zu früheren Monopolen nutzt, hat sich diese Wahrnehmung des Zitats inzwischen sehr stark geändert. In 2020 wird das Zitat und die Gleichstellung von Öl und Daten als Ressource eher auf die Wertigkeit der Daten, also das Potential von Big Data mittels künstlicher Intelligenz, Machine Learning und Data Science.
Das interessante an der Metapher ist, dass man sie ebenso für den Prozess der Datennutzung an sich anführen kann. Auch Daten müssen – wie Öl – aufwendig im Unternehmen geortet, erschlossen und gefördert werden, bevor sie einer weiteren Verarbeitung zugeführt werden können. Auch der Begriff der “Pipeline” kommt im Feld des Data Engineerings, also dem übermitteln, konsolidieren und speichern von Daten oft vor.
Dass Daten ebenso wie Öl dann erst verfeinert, verarbeitet werden müssen deckt sich mit dem heutigen Bild einer Data Driven Company. Zu guter letzt deckt das Bild auch den Einsatzzweck ein: Ohne Öl hätte es keine industrielle Revolution gegeben, da sie alle Maschinen am Laufen hielt. Ähnlich der Einsatz von Daten: Inzwischen gibt es hunderte von Anwendungsbeispielen, wie Daten eingesetzt werden können.
Daher hat sich das Zitat in den letzten Jahren von einem kritischen Artikel zum Kartellrecht zu einer positiven Metapher gewandelt: Daten sind wie Öl der Rohstoff der Zukunft und werden einen ebensolchen Einfluss auf die Welt haben.
Unsere Meinung zu Öl als Metapher zum Stand von Daten
Die Metapher trifft vieles wohl noch mehr als der Autor in 2017 aussagen wollte. Nebst dem Problem der Machtkonzentration und dem Wert der Daten haben wir bereits die Idee aufgezeigt, dass auch die Förderung, Transport und Verfeinerung von Daten sehr nah am “Data is the new oil”-Prinzip liegen.
Doch gerne führen wir die Metapher noch weiter. Wenn eine Öl-Pipeline leckt ist das ähnlich wie ein Datenleck: Die Ressource tritt aus und das betroffene Unternehmen muss sich viel Kritik gefallen lassen. Auch die Abhängigkeit vom Öl findet sich schnell wieder: Viele der Tech-Giganten sind nicht nur data-driven sondern data-based, was dazu führt, dass ohne Daten eine erhebliche Einbusse stattfinden würde.
Als Ganzes ist “Daten sind das neue Öl” also eine schöne Metapher für den momentanen Status der Datennutzung und Potentialbetrachtung. Davon abgesehen sehen wir allerdings, dass Daten sowohl Gefahren als auch Möglichkeiten bieten, die bei einer physischen Ressourcen wie Öl nicht möglich sind.
Vom Datenleck als Verbreitung persönlicher (Verhaltens-)Daten über Hyperpersonalisierung (der Mensch in einer Bubble) als Gefahren bis hin zur Vollautomatisierung vieler Prozesse und ein neues, persönliches Alltagserlebnis mittels virtueller Assistenten und autonomer Geräte als Potential gibt es sicherlich eine Vielzahl an Unterschieden zwischen Daten und dem Rohstoff Öl.
Eins haben die beiden Assets jedoch gemein: Sie bergen umfangreiches Potenzial, was viele Unternehmen heben möchten und daher ist es unumgänglich, sich auf den Weg zur Data Driven Company zu machen.
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